Seit einigen Jahren wird die alltagsintegrierte Sprachbildung anstelle der additiven (zusätzlichen) Sprachförderung bei Kitas und Kindergärten in den Vordergrund gestellt. Inzwischen ist in fast allen deutschen Bundesländern diese Zielsetzung in den entsprechenden Kita-Gesetzen (KiBiZ, KiTaG, BayKiBiG usw.) verankert.
Als Seminarleiter, der seit über 15 Jahren Fortbildungen zu diesen Themen gibt, empfinde ich diese Entwicklung als ausgesprochen erfreulich.
Wo die additive Sprachförderung eher Defizite in den Vordergrund stellt, werden im Rahmen der alltagsintegrierten Sprachbildung eher Ressourcen, Kompetenzen und Interessen von Kindern hervorgehoben. Alltagsintegrierte Sprachbildung findet in Kitas in natürlichen und alltäglichen Situationen statt. Dies ist für Kinder beim Spracherwerb – und nicht nur hier – von besonderer Bedeutung, da Kinder vor allem in solchen natürlichen und authentischen Gegebenheiten als aktiv Lernende Neues aufnehmen können.
Bei der alltagsintegrierten Sprachbildung wird nicht grundsätzlich unterschieden zwischen Kindern, die nur eine Sprache erwerben und Kindern, die mehrsprachig aufwachsen. Es wird nicht grundsätzlich unterschieden zwischen Kindern mit unauffälligem Spracherwerb, Kindern mit verzögertem Spracherwerb und Kindern mit Störungen im Spracherwerb. Alltagsintegrierte Sprachbildung ist somit einschließend, teilhabend, ressourcenorientiert und inklusiv und nicht ausschließend, defizitorientiert und exklusiv.
Alltagsintegrierte Sprachbildung findet statt von morgens von der Begrüßung bis nachmittags zur Verabschiedung. Alltagsintegrierte Sprachbildung kann in fast jeder Situation stattfinden. Die pädagogischen Fachkräfte und Kindertagespflegepersonen führen seit jeher alltagsintegrierte Sprachbildung durch, auch ohne bislang ein Seminar zu diesem Thema besucht zu haben. Sprachförderliches Verhalten ist nämlich in uns Menschen angelegt – man spricht vom sog. „intuitiven Elternprogramm“, das sich zum Beispiel durch das "Motherese" (Ammensprache) äußert. Eigentlich sollte das "intuitive Elternprogramm" besser als „intuitives Erwachsenenprogramm“ bezeichnet werden.
Zudem haben Studien in den letzten 20 Jahren deutlich gemacht, dass die Kommunikation der Kinder untereinander (sog. „Peer-Interaktionen“) für den Spracherwerb von Kindern mindestens genauso wichtig ist, wie die Kommunikation der Kinder mit Erwachsenen.
Bei der alltagsintegrierten Sprachbildung geht es daher weder darum, „das Rad neu zu erfinden“, noch geht es darum, immer bessere und neuere Sprachförderspiele einzusetzen. Es geht nicht so sehr um das WAS (Welche Spiele? Welche Methoden?), sondern vielmehr um das WIE in der Kommunikation (sprachförderliches Verhalten).
Dabei kommen eine Vielzahl von Sprachbildungsstrategien zum Einsatz: Blickkontakt, Motherese, Turn-Taking, Respond, verbesserte Wiederholung ("corrective feedback"), Benennen, handlungsbegleitendes Sprechen, offene/gute Fragen, Redirects und viele weitere mehr.
Neben der Frage, wie alltagsintegrierte Sprachbildung praktisch implementiert werden kann, stellen sich häufig auch weitere Fragen zum Thema Spracherwerb: Auffälligkeiten beim Spracherwerb, Hinweise auf Störungen in der Sprachentwicklung, Ressourcenorientierte Elterngespräche, Besonderheiten bei Zwei- und Mehrsprachigkeit, Umgang mit Late-Talker-Kindern (Spätsprecher), Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb und weiteres mehr.
In anschaulichen, wissenschaftlich fundierten und verständlichen Fortbildungen möchte ich Sie für all diese Prozesse sensibilisieren. Wir werden Ihre vorhandenen Kompetenzen erweitern, so dass Sie diese professionell nutzen können.