Die Ammensprache wird fachsprachlich auch als „Baby-Talk“ oder „Motherese“ bezeichnet.
Ammensprache wird von erwachsenen Bezugspersonen – auch von etwas älteren Kindern – in der Kommunikation mit jungen Kindern (vor allem während des ersten Lebensjahres) eingesetzt.
Die Ammensprache zeichnet sich aus durch:
Die Ammensprache gehört zum sog. „intuitiven Elternprogramm“. Das bedeutet, dass Erwachsene im Allgemeinen und Eltern im Speziellen die Ammensprache in der Kommunikation mit Kindern (vor allem im ersten Lebensjahr) intuitiv und von alleine einsetzen. Die Ammensprache ist transkulturell: das heißt, dass sie in (fast) allen Kulturen zu finden ist.
Die Ammensprache war zwischenzeitlich mal etwas in Verruf geraten, allerdings zu Unrecht. Säuglinge im ersten Lebensjahr sind für den Spracherwerb auf die Ammensprache angewiesen. Spricht eine Bezugsperson in Ammensprache mit dem Kind, bekommt das Kind im übertragenen Sinn ganz lange Ohren. Es weiß: „Das, was gerade gesagt wird, ist wichtig. Das gilt mir. Da höre ich genau zu.“ Vor allem, wenn in der Ammensprache mit einem Kind gesprochen wird, ist es in der Lage, die wichtigsten Wörter in den Sätzen herauszuhören (fachsprachlich: Wörter aus dem Lautstrom zu isolieren) und die sog. „Schlüsselwortstrategie“ (ab dem 9. Lebensmonat) einzusetzen. Bei der Schlüsselwortstrategie treffen das angeborene Rhythmus- und Prosodiegefühl des Kindes und der deutliche Rhythmus und die deutliche Prosodie der Bezugsperson aufeinander. Erst mithilfe der Ammensprache kann ein Kind überhaupt einen Wortschatz aufbauen.
Die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit der Ammensprache wird auch dadurch deutlich, dass sie zum (transkulturellen) „intuitiven Elternprogramm“ gehört. Wenn die Ammensprache nicht wichtig und sinnvoll wäre, würden wir sie nicht bei fast allen Kulturen finden.
Die Ammensprache ist somit eine Sprachbildungsstrategie und ein sprachförderliches Verhalten im Rahmen der alltagsintegrierten Sprachbildung. Nicht nur Eltern, sondern auch pädagogische Fachkräfte in Kitas und Kindertagespflegepersonen sollten die Ammensprache im ersten Lebensjahr – und danach in etwas abgeschwächter Form – einsetzen.
(c) Udo Elfert 2021