Alltagsintegrierte Sprachbildung
Online- und Präsenzseminare Udo Elfert

Elternbriefe zur Zwei- und Mehrsprachigkeit


Wenn Kinder mehr als eine Sprache erwerben, sei es primär bilingual oder im Rahmen des Zweitspracherwerb, ist das Sprachverhalten der Eltern dafür entscheidend, ob der Mehrspracherwerb gelingt. So ist es für den Spracherwerb wichtig, dass die Eltern in ihrer Sprache („Herzenssprache“, meistens die „Muttersprache“) mit dem Kind sprechen und dass das Kind, wenn es von Geburt an mit zwei Sprachen aufwächst, klare Anhaltspunkte hat, wann welche Sprache gesprochen wird (Prinzip „1 Sprache – 1 Person“ oder Prinzip „1 Sprache – 1 Situation“).

 

Es ist schon schwierig, diese Zusammenhänge Eltern zu vermitteln, die gut Deutsch sprechen. Schwieriger und manchmal nahezu unmöglich wird dies, wenn die Eltern nur sehr wenig Deutsch oder gar kein Deutsch sprechen.

 

Um diese Aspekte der Zwei- und Mehrsprachigkeit Eltern zu vermitteln, die nur wenig oder kein Deutsch sprechen, sind die Elternbriefe von Dr. Michaela Ulich sehr gut geeignet.

Dr. Michaela Ulich ist wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen u. a. auf Sprachförderung in mehrsprachigen Kindergruppen und auf gezielter Beobachtung von Kindern. Zusammen mit Toni Mayr wurde von Michaela Ulich unter anderem das Sprachbeobachtungsverfahren Sismik entwickelt.

Die Elternbriefe stehen kostenlos auf dem Server des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP) als PDF-Dokument zum Download zur Verfügung. (Link: Elternbriefe von Dr. Michaela Ulich)

Die Elternbriefe haben neben dem Deckblatt einen Umfang von drei weiteren Seiten und vermitteln die Zusammenhänge beim Zwei- und Mehrspracherwerb in „Elternsprache“: Die Tatsache, dass das menschliche Gehirn im Allgemeinen und das kindliche Gehirn im Besonderen dafür ausgelegt ist, mehr als eine Sprache zu sprechen; die Bedeutsamkeit, dass die Eltern in ihrer Sprache ("Herzenssprache") sprechen; die Wichtigkeit, dass die Sprachen voneinander getrennt werden, wenn zuhause mehr als eine Sprache gesprochen wird. Außerdem gibt es einige Hinweise zur Rolle des Kindergartens beim Mehrspracherwerb und zu sprachförderlichem Verhalten der Eltern.

Die Elternbriefe sind gefördert vom Bundesministerium des Inneren und vom Bayrischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Dies steht auch deutlich auf dem Deckblatt, wodurch die Elternbriefe eine sehr „offizielle“ Note erhalten.

 

Die Elternbriefe von Dr. Michaela Ulich gibt es neben einer deutschen Version in folgenden Sprachen:

  • Albanisch
  • Arabisch
  • Bosnisch
  • Bulgarisch
  • Chinesisch
  • Englisch
  • Farsi
  • Französisch
  • Griechisch
  • Italienisch
  • Kroatisch
  • Kurdisch
  • Niederländisch
  • Polnisch
  • Portugiesisch
  • Rumänisch
  • Russisch
  • Serbisch
  • Spanisch
  • Tamilisch
  • Türkisch
  • Ungarisch
  • Vietnamesisch

 

Vor allem für Eltern, die nur wenig oder kein Deutsch sprechen, sind die Elternbriefe geeignet, um überhaupt über dieses Thema ins „Gespräch“ zu kommen. Sie sind ansprechend gestaltet und nicht wissenschaftlich fachsprachlich, sondern umgangssprachlich formuliert.

 

Ich persönlich habe mit den Elternbriefen sehr gute Erfahrungen gemacht. So gibt es immer wieder Eltern, die aus einer grundsätzlich positiven Motivation heraus mit ihrem Kind verschiedene Sprachen gleichzeitig sprechen, ohne dass das Kind klare Anhaltspunkte hat, wann von wem welche Sprache gesprochen wird. Andere Eltern haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie mit ihrem Kind in ihrer nicht-deutschen „Herzenssprache“ sprechen – obwohl sie ja eigentlich alles „richtig“ machen. Diese Zusammenhänge und sprachförderliches Verhalten der Eltern zu thematisieren, stellt eine große Herausforderung dar, wenn die Eltern kein oder kaum Deutsch sprechen. Die Elternbriefe von Dr. Michaela Ulich können hier eine wichtige Hilfe und Unterstützung bieten. 


(c) Udo Elfert 2021


Zurück zur Artikel-Übersicht