Alltagsintegrierte Sprachbildung
Online- und Präsenzseminare Udo Elfert

Redirects und Peer-Interaktionen in der Sprachbildung

Man weiß es noch gar nicht so lange: Erst zu Beginn der 2000er Jahre hat man durch Studien herausgefunden, dass die Kommunikation der Kinder untereinander (sog. "Peer-Interaktionen") für den Spracherwerb genauso maßgeblich ist, wie die Kommunikation der Kinder mit erwachsenen Bezugspersonen.

Sprachbildung Kita Peers Freunde


Vor allem zwei Gruppen von Kindern profitieren sogar überdurchschnittlich von der Kommunikation mit anderen Kindern:

  1. Kinder mit einer Störung im Spracherwerb und
  2. Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben.


Es treten allerdings bei Kindern mit Störungen im Spracherwerb und Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, Phänomene auf, welche die Vorteile dieser Peer-Interaktionen für die Kinder schmälern:

 

Gerade die o.g. Kinder, die besonders von der Kommunikation mit anderen Kindern profitieren würden, werden 

  1. von den Peer-Interaktionen häufiger ausgeschlossen und wenden sich
  2. auch selber seltener mit ihren Anliegen an andere gleichaltrige Kinder.

 


Dies ist insofern tragisch, weil gerade diejenigen Kinder, die besonders von der Kommunikation mit gleichaltrigen Kindern profitieren würden, verhältnismäßig selten in den Genuss der Peer-Interaktionen kommen.



Für die pädagogischen Fachkräfte sollte es bei der alltagsintegrierten Sprachbildung eine Aufgabe sein, die Häufigkeit von Peer-Interaktionen (konkret: Spielsituationen, Gespräche der Kinder untereinander, Dialoge zwischen Kindern) zu erhöhen

Die Häufigkeit von Peer-Interaktionen lässt sich zum Beispiel durch sog. "Redirects" (Umleitungen, Weiterleitungen) erhöhen. Dabei wird eine, an eine erwachsene Person gerichtete Frage oder Aufforderung, an ein Kind weitergeleitet.

Beispiel:

Kind: "Kannst du mit mir Lego spielen?"

Erwachsene Person: "Schau mal: Anna spielt gerade Lego. Frag doch mal Anna, ob du mitspielen kannst."

Redirects sind somit wirksame Sprachbildungsstrategien, bei denen der Fokus auf der Kommunikation der Kinder untereinander liegt und nicht auf der Kommunikation von Kindern mit erwachsenen Bezugspersonen.


Außerdem kann es eine weitere Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte sein, zu gewährleisten, dass die Peer-Interaktionen (Kommunikation der Kinder untereinander) aufrecht erhalten bleiben und nicht so schnell abbrechen. 

Beispiel:

Einem Kind mit einer Störung im Spracherwerb wird in einer Kleingruppensituation von einem anderen Kind eine Frage gestellt. Das betreffende Kind antwortet, wird allerdings aufgrund seiner Störung im Spracherwerb von den anderen Kindern nicht verstanden. Die/der Erzieher_in registriert dies und hält den Kommunikationsfaden aufrecht, indem sie/er nochmal nachfragt, das Verstandene wiederholt, Verständnissicherung durchführt, kurz: dafür sorgt, dass das betreffende Kind in der Interaktion mit den anderen Kindern bleibt.


(c) Udo Elfert 2021


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