Alltagsintegrierte Sprachbildung
Online- und Präsenzseminare Udo Elfert

Sprachbildung - Sprachförderung - Sprachtherapie


Auch wenn sich Sprachbildung, Sprachförderung und Sprachtherapie hinsichtlich der Methoden und Ansätze zum Teil überschneiden, sollte doch zwischen allen drei Bereichen unterschieden werden. 


Sprachbildung

  • Sprachbildung richtet sich an alle Kinder.
  • Sprachbildung findet jeden Tag zu (fast) jedem Zeitpunkt statt.
  • Sprachbildung bedarf keiner speziellen Diagnostik, sondern ergibt sich eher aus der differenzierten Beobachtung von Kindern.
  • Sprachbildung wird in der Regel als alltagsintegrierte Sprachbildung verstanden und nicht als additive (zusätzliche) Maßnahme.


Sprachförderung

  • Sprachförderung richtet sich an Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben und stärkere Auffälligkeiten beim Zweitspracherwerb aufweisen.
  • Manchmal wird Sprachförderung auch als Maßnahme für Kinder verstanden, die größere Unterstützung beim Erstspracherwerb benötigen. (Hier ergeben sich Schwierigkeiten mit der Abgrenzung zur Sprachtherapie!)
  • In den Niedersächsischen Handlungsempfehlungen zur Sprachbildung und Sprachförderung wie folgt definiert: „Mit Sprachförderung sind die pädagogischen Tätigkeiten der gezielten Anregung und Begleitung bei der Entwicklung einer speziellen sprachlichen Fähigkeit gemeint."
  • Sprachförderung findet im Wesentlichen additiv (zusätzlich) statt, meist in Kleingruppen.
  • Eine spezifische Sprachförderung setzt eine genaue Diagnostik - Sprachförderdiagnostik (keine medizinische Diagnostik!) - voraus.



Sprachtherapie (logopädische Therapie)

  • Sprachtherapie darf in Deutschland nur auf ärztliche Veranlassung hin (ärztl. Verordnung) durchgeführt werden.
  • Der logopädischen Therapie geht eine genaue medizinisch-logopädische Diagnostik voraus.
  • Sprachtherapie richtet sich an Kinder mit einer Störung im Erstspracherwerb.
  • Die logopädische Therapie darf nur von Fachkräften der Logopädie und Atem-, Sprech- und Stimmtherapeuten durchgeführt werden.



Die Unterscheidung zwischen Sprachbildung und Sprachförderung auf der einen Seite und Sprachtherapie auf der anderen Seite ist besonders wichtig. Sprachbildung und Sprachförderung sind Ansätze, die im Bildungsbereich - also in der Kita, in Kindergärten und auch in Schulen - zum Tragen kommen. Für die Sprachtherapie bedarf es speziell ausgebildeter therapeutischer Fachkräfte, also Logopäden und Logopädinnen. 

Die (additive) Sprachförderung wird manchmal der (alltagsintegrierten) Sprachbildung gegenüber gestellt. Sie ist aber nicht als Gegensatz, sondern als Ergänzung zu verstehen. 


Zwar können Therapien gerade im Elementarbereich unterstützt werden; es ist aber immer darauf zu achten, dass dies im Rahmen von Sprachbildung und Sprachförderung geschieht. Kita, Kindergärten und auch Schulen sind Bildungsinstitutionen und keine Therapieinstitutionen. Es kann nicht die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften sein, therapeutische Maßnahmen in irgendeiner Form einzusetzen - auch nicht in Form der "Co-Therapie". (Arbeiten in den Bildungsinstitutionen allerdings ausgebildete Logopäden und Logopädinnen, können bei diesen selbstverständlich therapeutische Maßnahmen zum Einsatz kommen.)


Ein wesentlicher Unterschied - außer den oben bereits genannten - zwischen Sprachbildung/Sprachförderung und Sprachtherapie ist der, dass es bei der logopädischen Therapie an bestimmten Stellen immer wieder notwendig ist, direkte Korrekturen beim Kind durchzuführen. Zwar wird dies im Rahmen der Therapie meist in einem spielerischen Kontext durchgeführt, aber direkte Korrekturen (der Aussprache, der Grammatik, der Wortverwendung etc.) sind manchmal unerlässlich. - Direkte Korrekturen im Hinblick auf Sprache sollten aber von pädagogischen Fachkräften im Elementarbereich meist vermieden werden. Genau aus diesem Grund, wird in Kitas und Kindergärten mit der verbesserten Wiederholung ("corrective feedback", korrektives Feedback) gearbeitet. Dies stellt keine direkte Korrektur, sondern eine indirekte Korrektur dar, bei der dem Kind die richtige sprachliche Zielstruktur von der/dem Erzieher_in präsentiert wird, ohne dass das Kind direkt korrigiert wird.

 

(c) Udo Elfert 2021