Alltagsintegrierte Sprachbildung
Online- und Präsenzseminare Udo Elfert

Sprachbildung: Umgang mit Buchstaben im Kindergarten


Viele Kinder kommen schon vor der Einschulung in Kontakt mit Buchstaben. Vielleicht
können sie ihren Namen schreiben oder einzelne Buchstaben in Wörtern erkennen.
In der Schule schreiben die Kinder in der allerersten Phase des Schriftspracherwerbs
lautgetreu
– umgangssprachlich: Sie dürfen so schreiben, wie sie es hören. Selbst wenn in der Schule ein anderer Ansatz des Schriftspracherwerbs gewählt wird: Alle Kinder durchlaufen diese lautgetreue Phase. 


Sprachbildung Sprachförderung Buchstaben Schriftsprache Kindergarten

Damit das gut funktioniert, ist es wichtig, dass die Kinder die Buchstaben so kennen lernen, wie sie klingen (als Laute) und nicht mit ihrem Namen. Das bedeutet: nicht „Tee“, sondern „t“. Nicht „Ell“, sondern „l“ usw. Lernen Kinder Buchstaben vorwiegend mit ihrem Namen kennen und nicht als Laute (wie sie klingen), kann das zu erheblichen Schwierigkeiten beim Schreibenlernen führen. 

Ein Kind würde dann zum Beispiel „essen“ so schreiben: sn/SN („ess enn“), den Namen Beate so: Bat („Bee Aa Tee“) und den Fluss "Elbe" folgendermaßen: Lb/lb/LB ("Ell bee").

Achten Sie daher darauf, die Buchstaben wie sie klingen (als Laute) auszusprechen („m, l, t“) und nicht als Buchstabennamen („Emm, Ell, Tee“). Insofern sind auch die meisten
Buchstabenlieder ("Aa, Bee, Tsee, Dee, Ee, Eff, Gee...") nicht wirklich sinnvoll - aber auch nicht schädlich, weil die Kinder beim Singen des Liedes die Verbindung zwischen Buchstabennamen und Schriftsymbol nicht herstellen.


Manche Kinder kennen von ihren Eltern die Buchstabennamen. Wie im Praxisbeispiel (siehe unten)
Sie brauchen Sie hier nicht zu sagen: „Das ist kein Tee. Das ist ein t.“ Sie können unterscheiden zwischen Laut, also dem Klang des Buchstabens („Das ist ein t…“) und dem
Buchstabennamen („… hat den Namen Tee.“)

Praxisbeispiel


Ein Kind (5;7) hat seinen Namen (Tim) geschrieben und zeigt dies einem Erzieher.
Erzieher: „Du hast ja deinen Namen geschrieben.“ Die Buchstaben werden vom Erzieher
lautiert: „t (zeigt auf das T), i (zeigt auf das I) und m (zeigt auf das M).“
Kind: „Papa sagt, das ist ein Tee.“ (Kind zeigt auf das T.)
E.: „Ja, das ist ein t (lautiert) und das t (lautiert) hat den Namen Tee.“
Das Kind zeigt auf das T und sagt: „t“ (lautiert).


Von manchen Grundschullehrkräften wird geäußert, dass pädagogische Fachkräfte in Kitas nicht mit Buchstaben arbeiten sollten, dass dies Aufgabe der Lehrkräfte in den Grundschulen ist. Zwar ist es natürlich richtig, dass Erzieher_innen den Kindern nicht das Schreiben beibringen sollten, aber der Kontakt mit Buchstaben und Schrift lässt sich im Kindergarten kaum vermeiden und sollte auch nicht vermieden werden.

Schriftsprache ist eine kulturelle Errungenschaft der Menschheit. Kinder kommen daher mit Schriftkultur automatisch in Kontakt und interessieren sich dafür. In den ersten Phasen des Schriftspracherwerbs kann man Phänomene beobachten wie So-tun-als-ob-Lesen, So-tun-als-ob-Schreiben oder das Erkennen der Symbolhaftigkeit von Schrift und Buchstaben. Diese Phasen finden natürlicherweise vor dem Schriftspracherwerb in der Schule statt und können und sollten nicht vermieden werden. Auch lernen die meisten Kinder ihren eigenen Namen in Schriftsprache kennen, interessieren sich dafür, fragen nach den Buchstaben oder schreiben ihren eigenen Namen. – Der Umgang mit Buchstaben lässt sich also im Vorschulbereich überhaupt nicht vermeiden.

Außerdem befasst sich der gesamte Bereich der „Literacy“ mit Schriftkultur: Umgang mit Papier, Stapeln von Blättern, Lochen und Abheften, Umgang mit Büchern, Geschichten vorlesen, Spiele wie Kaufladen und Post und weiteres mehr. Der Literacy-Bereich hat sich als sehr wirksam in der alltagsintegrierten Sprachbildung erwiesen und sollte Raum bekommen. Auch hier lässt sich der Umgang mit Buchstaben gar nicht vermeiden.

  

Übungsaufgabe

Versuchen Sie einmal folgende Wörter zu lautieren. Achten Sie darauf, dass Sie die

Buchstaben so aussprechen, wie sie das Kind hören kann, also als Laute. (Hilfestellungen und Lösungen der Übungsaufgaben finden sie in der Tabelle weiter unten.)

Achten Sie bitte darauf, dass

  • die Vokale (a, e, i, o, u, ä, ö und ü) je nach Wort lang oder kurz gesprochen werden,
  • es Kombinationen aus zwei oder drei Buchstaben gibt, die einen Laut darstellen,
  • ein Buchstabe je nach Wort unterschiedlich klingen kann.

Im Anschluss finden Sie die „Lösungen“ für die genannten Wörter.


Wortliste


  • Telefon
  • Elefant
  • Sofa
  • Ball
  • Hund
  • Tisch
  • gelb
  • Buch
  • Milch
  • Zeit



Hilfestellungen und Lösungen


  • Telefon t – eh (lang) – l – eh (lang) – f – oh (lang) – n
  • Elefant eh (lang) – l – eh (lang) – f – a (kurz) – n – t
  • Sofa s (weich) – oh (lang) – f – ah (lang)
  • Ball b – a (kurz) – l (Beim Schreiben zwei L-Buchstaben; zu hören ist nur
  • ein l-Laut.)
  • Hund h – u (kurz) – n – t (Schreiben mit D, zu hören ist der t-Laut.)
  • Tisch t – i (kurz) – sch (Die Buchstaben SCH bilden einen Laut: sch.)
  • gelb g – ä (mit dem Buchstaben E geschrieben; zu hören ist ein kurzes ä) – l
  • – p (geschrieben mit B; zu hören ist am Ende des Wortes p)
  • Buch b – uh (lang) – ch (Bei Buch wird der ch-Laut hinten im Mund
  • gebildet.)
  • Milch m – i (kurz) – l – ch (Bei Milch wird der ch-Laut weiter vorne im Mund
  • gebildet.)
  • Zeit ts – ai (geschrieben wird EI, zu hören ist ai.) - t 






(c) Udo Elfert 2021


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