Alltagsintegrierte Sprachbildung
Online- und Präsenzseminare Udo Elfert

Aktives Warten (Abwarten) als Sprachbildungsstrategie


Das aktive Warten ist ein Basiselement der menschlichen Kommunikation und wird unter anderem auch in der Marte-Meo-Methode als wichtiger Faktor einer gelingenden Interaktion zwischen Menschen genannt. Das aktive Warten (auch: „Abwarten“) ist ein Element einer sprachförderlichen Interaktion und kann daher auch als wirksame Sprachbildungsstrategie verstanden werden.

 

  • Erst durch Abwarten ist Turn-Taking (das Sich-Abwechseln in der Interaktion) als basale Grundform dialogischer menschlicher Kommunikation überhaupt möglich.
  • Aktives Warten signalisiert Interesse und stellt eine Einladung an das Kind dar, sich zu äußern. Das Kind fühlt sich wahrgenommen und wertgeschätzt. Es hat das Gefühl, dass das, was es sagt (bzw. sagen möchte) wert ist, dass darauf gewartet wird.
  • Ein Kind benötigt Zeit, um eine Frage aufzunehmen, zu verarbeiten und zu verstehen, sich eine Antwort zu überlegen und diese Antwort in die passende lautsprachliche Form zu bringen. Diese wird dem Kind durch aktives Warten (Abwarten) gegeben.
  • Wenn nicht abgewartet wird, ist die Kommunikation nur einseitig, wenig dialogisch und geht hauptsächlich von der erwachsenen Bezugsperson aus.
  • Wird nicht auf die Reaktion bzw. Initiative des Kindes gewartet, erlebt das Kind sich in sprachlicher Kommunikation nur wenig selbstwirksam.
  • Das Abwarten auf eine Reaktion bietet dem Kind ein Modell eines respektvollen und wertschätzenden Umgangs miteinander.
  • Durch das aktive Abwarten wird dem Kind die Gelegenheit zum aktiven sprachlichen Handeln geboten.
  • Das aktive Warten nimmt das Kind als gemeinsames Handeln wahr: Das Kind handelt, indem es das soeben Geäußerte verarbeitet und eine Reaktion „vorbereitet“, die erwachsene Bezugsperson handelt, indem sie aktiv auf diese Reaktion wartet und gleichzeitig grundlegende Elemente (Blickkontakt halten, ein freundliches Gesicht machen, auf Augenhöhe bleiben) berücksichtigt.  
  • [Auch in der Kommunikation mit Erwachsenen – zum Beispiel im Rahmen eines Seminars oder eines Vortrags – kann eine vielleicht etwas überspitzte Formulierung mit anschließendem Abwarten zu einem regen Austausch und einer lebendigen Kommunikation führen. Das zeigt, dass das aktive Warten eine Einladung an die Zuhörer bzw. Gesprächspartner ist, sich sprachlich zu äußern.] 


(c) Udo Elfert 2021

 

Zurück zur Artikel-Übersicht