Die zweite Lallphase lässt sich bei den meisten Kindern zwischen dem 6. und dem 10. Lebensmonat beobachten. Sie folgt auf die erste Lallphase (3. bis 6. Lebensmonat), in der die Kinder alle Sprachlaute, die grundsätzlich möglich sind, produzieren. Manchmal geht die erste Lallphase direkt in die zweite Lallphase über, manchmal gibt es zwischen den beiden Lallphasen eine kleine Phase, in denen die Kinder weniger lallen und babbeln.
In der zweiten Lallphase kommt eine Sinnesfunktion dazu, die vorher zwar schon vorhanden war, aber keine so große Rolle gespielt hat: das Hören.
In der zweiten Lallphase beginnen die Kinder genau auf das zu hören, was sie im sprachlichen Umfeld hören können. Sie versuchen dies dann zu imitieren. Dabei hören sie sich selber sprechen (vielmehr: lallen und babbeln) und sie versuchen das, was sie von sich selber hören, dem, was sie von den Bezugspersonen hören können, immer ähnlicher zu machen.
Dies hat für den sprachlichen Output zwei hörbare Folgen
Aus den Silbenketten bilden sich dann später (meistens um den ersten Geburtstag herum) die ersten Wörter: Aus „mamamama“ wird „Mama“, aus „babababa“ wird „Papa“ oder „Baba“ (wie im Türkischen oder Arabischen).
Tritt die zweite Lallphase nicht oder nur stark reduziert in Erscheinung, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Hörstörung (ein Marker bzw. Orientierungspunkt in der frühen Sprachentwicklung). Den Eltern betroffener Kinder sollte dann geraten werden, das Hörvermögen überprüfen zu lassen (durch eine kinderärztliche, hno-ärztliche oder pädaudiologische Praxis). Zwar wird in Deutschland seit inzwischen vielen Jahren ein sog. „Neugeborenenhörscreening“ durchgeführt, aber nicht alle von Geburt an bestehenden Hörstörungen werden dadurch diagnostiziert und außerdem können Hörstörungen natürlich auch erst nach der Geburt in Erscheinung treten.
Hilfreiche Sprachbildungsstrategien und hilfreiches sprachförderliches Verhalten gestaltet sich während der zweiten Lallphase ähnlich wie während der ersten Lallphase. Es sollte zum Einsatz der ganz basalen und grundlegenden Sprachbildungsstrategien kommen:
Besonders wichtig sind in der zweiten Lallphase der Respond (Reaktion auf das kindliche Verhalten zeigen) und das Turn-Taking (das Sich-Abwechseln in der Kommunikation). Während die Kinder in der ersten Lallphase noch ganz viel aus sich heraus lallen, lässt sich das Kind in der zweiten Lallphase durch Respond motivieren, noch mehr zu babbeln. Außerdem steht die Entwicklung der dialogischen Kommunikation für die Kinder im Vordergrund, für die das Turn-Taking das Grundmuster ist.
Während der zweiten Lallphase ist für die alltagsintegrierte Sprachbildung darüber hinaus hilfreich:
(c) Udo Elfert 2021